Nur kurz vorweg genommen. Natürlich fühlt es sich anders an, einen 18kg schweren Rucksack zu tragen als einen 12kg leichten. Worum es hier aber geht ist folgendes: Macht es wirklich Sinn, viel Zeit damit zu verbringen, seine Ausrüstung im Hinblick auf das Gewicht bis ins Detail zu optimieren? Häufig verfolge ich hitzig geführte Diskussionen über das Gewicht von Zelten, der Isomatte, und anderem. Natürlich, irgendwie macht es ja auch Spass, sich neue Ausrüstungsgegenstände zu kaufen oder einfach nur sich mit der Materie zu beschäftigen. Und das ABER beginne ich mit einem Gedankenexperiment:
Nimm an, Du startest Deine Tour bei der Bergstation einer Seilbahn, und weil Du noch etwas Zeit hast, entscheidest Du Dich, im Restaurant etwas zu essen, bevor es für die kommenden 24 Stunden nur noch Tütenfutter gibt. Auf den Tisch kommen ein Rösti, 5dl Rivella, ein Nussgipfel und ein Kaffee. Gesamtgewicht vielleicht 1.2 kg. Aber niemand käme doch auf die Idee zu argumentieren, dass der Aufstieg wegen der extra 1.2 Kg nun massiv anstrengender würde. Aber das 500g leichtere Zelt war in den Tagen vor der Tour ein riesen Thema. Warum ist das so?
Die Empfindung bzgl. der Schwere einer Last hängt in bestimmten Grenzen mehr davon ab, wo sie sich befindet und nicht von ihrem absolutem Gewicht. Die Nahrung ist perfekt im Inneren des Oberkörpers aufgehoben, der Rucksack und angehängte Ausrüstungsgegenstände befinden sich jenseits des Körperschwerpunkts. Beim Aufstieg bedeutet dies: Die Beine erledigen die Hubarbeit, d.h. transportieren den Alpinisten und seine Ausrüstung nach oben. Die Haltemuskulatur des Oberkörpers muss die Last des Rucksacks stabilisieren. 
Dazu kommt noch folgendes: Die Schulterposition vieler Menschen ist durch die sitzende Tätigkeit zu weit vorn. Sie haben oft die Tendenz, die Schultern nach vorn-oben zu ziehen. Die Gurte des Rucksacks ziehen genau in die entgegengesetzte Richtung. In der Folge beginnen die Schultern nach kurzer Zeit zu schmerzen. Im funktionellen Kraft-Training (z.b. CrossFit) trainiert man deshalb auch genau diese Haltung zu vermeiden, um schwere Gewichte sicher heben zu können: Die Schultern musst Du nach unten-mittig fixieren. 
In der Summe bedeutet dies nun folgendes: 
Das empfundene Belastung des Kreislaufs und der Muskulatur beim Aufstieg besteht aus zwei Komponenten: 
a) Der plus-minus isotonischen Kontraktion der Beinmuskulatur zum Heben des Gewichts und der Fortbewegung.
b) Der isometrischen Kontraktion der Haltemuskulatur des Oberkörpers zum Stabilisieren der Last. 
Beide Muskelaktivitäten benötigen etwa gleich viel Energie. Daraus folgt:
Es ist wichtig, den Rucksack kompakt zu packen. D.h. Ausrüstungsgegenstände sollten nahe der Körperachse getragen werden. Isomatten oder Zelte, die aussen am Rucksack befestigt werden, erzeugen eine schlechtere Gewichtsverteilung.
Die Position der Schultern sollte wenn nötig bewusst beim Laufen korrigiert werden und man sollte niemals gegen die Schultergurte des Rucksacks arbeiten.
Und mein letzter Tipp zu diesem Thema: Lieber etwas mehr Geld in ein gutes Fitnessstudio oder CrossFit Box investieren und an der Kondition und Kraft arbeiten, als diese Art Defizit durch Material-Optimierung zu kompensieren.

Im nächsten Beitrag widmen wir uns dem Thema: "Schwitzen ist doof..."  

Egal ob Sommer oder Winter, die Zahl der Ausrüstungsgegenstände und ihr Gewicht summiert sich gerne auf einige Kilo.

Das macht grade so noch Sinn. Eine leichte Isomatte kann aussen befestigt werden. Idealerweise wird aber das gesamte Material rückennah im Rucksack verstaut.

You may also like

Back to Top